Optimierter Plain Text
Wenn du Ulysses bereits ausprobiert hast, ist dir vielleicht aufgefallen, dass der Text ganz anders aussieht als in üblichen Textverarbeitungsprogramm wie Word oder Pages. Wir sind nämlich davon überzeugt, dass Schreibende sich nicht mit dem Formatieren herumschlagen sollten. Zumindest sollte das Formatieren niemals den eigentlichen Schreibprozess stören. Nenne es, wie du willst: ablenkungsfrei, zen-artig, rein semantisch, mini-minimalistisch oder neo-retro … Fakt ist: Inhalt und Präsentation sollten getrennt bleiben. Andernfalls steht Letztere dem Schreiben im Weg.
Ulysses verwendet sogenanntes "minimales Markup" – damit wird festgelegt, was ein Textabschnitt ist, aber nicht, wie er aussieht. In Ulysses weist du Wörtern und Textabschnitten mit bestimmten Zeichenpaaren einfach eine Bedeutung zu – beispielsweise Überschrift, Liste, Fußnote oder Zitat. Jedes dieser Zeichenpaare, wie beispielsweise _Unterstriche für Betonung_, wird „Markup-Definition“ genannt. Eine Sammlung solcher Definitionen nennt man dann eine „Markup-Sprache“. Inzwischen haben sich viele verschiedene Markup-Sprachen entwickelt, und sehr wahrscheinlich bist du der einen oder anderen bereits in Foren oder Blogging-Plattformen begegnet: Textile, Setext, oder das immer populärer werdende Markdown von John Gruber. Standardmäßig verwendet Ulysses seine eigene Markup-Sprache, die sich „Markdown XL“ nennt.
Sprichst du Markdown XL?
Falls nicht – keine Sorge, Markdown XL ist simpel und schnell zu erlernen. Es gibt 28 Definitionen, die du in kürzester Zeit verinnerlicht hast. Und das lohnt sich: Denn alle lassen sich eintippen und du musst die Maus nicht mehr benutzen.
Bis es soweit ist, findest du alle verfügbaren Definitionen auch über das Markup-Navigationsmenü auf dem Mac oder über die Shortcut-Tasten deines iPads und iPhones, die sich direkt über der Standardtastatur befinden.
Auf dem Mac kannst du auch die intelligente Markup-Leiste von Ulysses verwenden. Wenn du ein Wort markierst, erscheint sie am unteren Rand des Editors. Die Markup-Leiste zeigt dir die gängigsten Definitionen für deine Auswahl an – und du kannst sie mit einem einzigen Klick anwenden.
Mit ⌘9
rufst du eine vollständige Liste der verfügbaren Definitionen auf dem Mac. Navigiere in dieser Liste mit den Pfeiltasten und wende die ausgewählte Definition an, indem du die Eingabetaste drückst. Du kannst auch einfach lostippen, um die angezeigten Definitionen zu filtern.
Markup-Definitionen
Die Definitionen funktionieren auf drei verschiedene Arten: Entweder sie betreffen einen ganzen Absatz (zum Beispiel Überschrift oder Kommentarblock) oder sie heben ein einzelnes Wort bzw. eine Wortgruppe hervor (wie Wichtig oder Markiert). Außerdem kannst du sogenannte Textobjekte einfügen, etwa einen Link oder eine Fußnote.
Im Folgenden schauen wir uns einmal alle verfügbaren Definitionen und ihre entsprechenden Verwendungsmöglichkeiten an.
Die Schreibphase
Um einen Titel als solchen zu markieren, beginne die Zeile mit eine Raute (#
) . Gib für eine Überschrift zwei Rauten (##
) ein. Für eine Unterüberschrift verwendest du drei oder mehr Rauten – die Anzahl der Rauten entspricht der hierarchischen Überschriftenebene.
Willst du Wort oder eine Phrase betonen oder als wichtig markieren, geht das mit einfachen Unterstrichen bzw. doppelten Sternchen. Oder über die Tastenkürzel ⌘I
und ⌘B
.
Listen mit Spiegelstrichen und nummerierte Listen erstellst du, indem du am Zeilenanfang einen Bindestrich oder eine Zahl eingibst. Wenn „Intelligente Listen“ aktiviert sind, werden sie automatisch fortgeführt.
Möchtest du eine Textstelle als Zitat markieren, um zum Beispiel ein Motto einzufügen oder ein berühmtes Zitat einer noch berühmteren Person hervorzuheben, beginne die Zeile einfach mit dem Zeichen >
:
> Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.
> (Neil Armstrong)
Außerdem kannst du mit einem Trenner ----
Textabschnitte voneinander trennen.
Die Bearbeitungsphase
Der nächste Teil der Markup-Definitionen hilft dir während der Bearbeitung: Du kannst Textstellen wie mit einem normalen Textmarker markieren, indem du ihn mit zwei Doppelpunkten umschließt – und zwar so: ::markieren::
Ist eine Stelle überflüssig, kannst du sie mit zwei senkrechten Doppel-Strichen zum Löschen vormerken wie in diesem Beispiel: ||löschen||
. Willst du innerhalb einer Zeile Kommentare hinzufügen, umschließe den Text einfach mit ++zwei Pluszeichen++
– und ganze Absätze machst du mit einem doppelten Prozentzeichen zu Kommentaren:
%% Und
%% zwar
%% so.
Für die Arbeit am Bildschirm sind diese Auszeichnungen unglaublich praktisch – ihr wahres Potenzial zeigen sie aber erst beim Export! Exportierst du deinen Text zum Beispiel mit dem Export-Stil „Swiss Knife“, enthält das erstellte PDF weder Kommentare noch durchgestrichene Texte, da dieser Stil für fertige Dokumente gedacht ist. Verwendest du hingegen „Rough Cut“, bleiben alle Kommentare und Streichungen erhalten, denn dieser Stil ist für gedruckte Entwürfe vorgesehen.
Textobjekte
Mit Überschriften, Betonung und Kommentaren kommst du meistens schon ans Ziel – einige Texte erfordern jedoch Bilder oder Fußnoten. Und Online-Publikationen enthalten häufig Links.
In Ulysses gibt es auch sogenannte Textobjekte, die wie farbige Blasen aussehen. Textobjekte unterscheiden sich ein wenig vom Standard-Markup für Text, da sie per Doppelklick „geöffnet“ und mit weiteren Informationen versehen werden können (einem Bild, einer URL). Das Anlegen eines Textobjekts ist aber genauso einfach:
- Um einen Link einzufügen, setze eckige Klammern um den Text, den du verlinken möchtest – oder verwende das Tastaturkürzel
⌘K
. Daraufhin öffnet sich ein kleines Eingabefeld, in dem du entweder eine Webadresse oder den Verweis auf eine Überschrift eingeben kannst. Wenn du stattdessen geschweifte Klammern{}
um eine Wortgruppe setzt, erstellst du eine Anmerkung – also eine Notiz, die sich auf genau diese Stelle im Text bezieht. - Du kannst auch Bilder hinzufügen – ebenfalls ganz einfach durch die Eingabe ein paar weniger Sonderzeichen. Gib
(img)
ein, und du wirst gebeten, entweder eine Bilddatei oder eine URL bereitzustellen. Natürlich lässt sich ein Bild auch einfach in den Text hineinziehen – aber das kann ja jeder. - Um eine Fußnote in Ulysses zu erstellen, tippe
(fn)
im Editor. Dadurch wird ein Textfeld geöffnet, in das du deine Fußnote eingeben kannst.
Speziell für Geeks
Natürlich kommen auch Technikfans nicht zu kurz. Ulysses bietet Markup, um „Beispiel-Code“ oder „auszuführenden Code“ hinzuzufügen. Ersterer ist unverzichtbar für technische Dokumentationen. Letzterer ist eher etwas für Fortgeschrittene, denn damit lässt sich Code einfügen, der beim Export tatsächlich ausgeführt wird.
Selbstverständlich kannst du auch ganze Absätze in beiden Varianten einfügen.
Es folgt ein ziemlich fortgeschrittenes Beispiel in Swift – natürlich veröffentlicht unter der GPL-Lizenz:
```swift
let myString = "Du bist schön."
print("Hallo Welt. " + myString)
```
Hinweis: Wenn du eine Programmiersprache angibst, wird die Syntax deines Codes im Editor und in relevanten Export-Formaten hervorgehoben.
Weitere Informationen zu Markdown XL findest du in diesem ausführlichen (englischsprachigen) Guide. Einen Spickzettel gibt es hier.